Friesischunterricht stärken

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TOP 17: Maßnahmen für mehr Friesischunterricht (Drs. 19/1894)

„Nach Angaben des Nordfriesischen Instituts hat sich die Zahl der Menschen, die Nordfriesisch in einem seiner zahlreichen Dialekte sprechen, in den letzten 100 Jahren auf geschätzte 8.000 halbiert. Das bedeutet, dass der Verfassungsauftrag in Artikel 6, wonach die friesische Volksgruppe den Anspruch auf Schutz und Förderung hat, und in Artikel 12, dass das Land den Friesischunterricht schützt und fördert, eine ständige Aufgabe bleibt. Wie in vielen anderen Bereichen erleben wir auch hier, dass der Schulunterricht an Bedeutung gewinnt, weil die Sprache immer häufiger in den Familien nicht mehr automatisch weitergegeben wird. Auch deshalb haben wir in der Küstenkoalition den Handlungsplan Sprachenpolitik auf den Weg gebracht, der zum Ziel hat, eine durchgängige Verankerung der Regional- und Minderheitensprachen im gesamten Bildungsgang zu erreichen. Angehörige einer Sprechergruppe sollen im Laufe ihres Lebens jederzeit mit ihrer Sprache und Kultur in Kontakt bleiben. Ein geschlossener Bildungsgang ist deshalb unerlässliche Grundlage für den Fortbestand  dieser Sprachen und damit des Friesischen. Und unerlässlich für den Fortbestand der Mehrsprachigkeit in Schleswig-Holstein.

Wir begrüßen es, dass der SSW an dieses Ziel anknüpft und mit seinem Antrag ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur Förderung der friesischen Sprache im Unterricht schnürt. Viele der Ideen im Antrag des SSW sind gut und richtig. In jedem Schulfach ändern sich im Zuge der Digitalisierung die Unterrichtsmethoden und die Lehr- und Lernmaterialien. Das muss natürlich auch für den Friesischunterricht gelten. Und ich glaube, dass wir mit dem Nordfriesischen Institut im Zusammenwirken mit den beiden lehrerbildenden Universitäten ein Kompetenzzentrum haben, das zeitgemäße Lernmaterialien erarbeiten kann, auch wenn das möglicherweise nicht für jeden Dialekt kurzfristig zu leisten ist. Da verweise ich gerne auf  eine APP, die wir mit dem Europaausschuss in Südtirol bei den Ladinern kennenlernen durften, in der die verschiedenen Dialekte dargestellt und abgerufen werden können. Die Idee mit den Modellschulen Friesisch geht in die richtige Richtung. Wir dürfen dabei aber eines nicht übersehen: Modellschulen würden scheitern, wenn sie gegen den Widerstand der Mehrzahl der Eltern eingerichtet würden. Es ist nun einmal leider so, dass viele Eltern den Wert von Friesischunterricht nicht einsehen, vor allem, wenn sie selbst und ihre Kinder der friesischen Minderheit nicht angehören.

Womit ich aber die größten Probleme habe, ist der Ansatz des SSW, die Minderheitensprache Friesisch in eine Konkurrenz zu DaZ zu schieben. Das finde ich eine fatale Verbindung, weil wir notwendige Leistungen für Geflüchtete und andere Migrantinnen und Migranten grundsätzlich nicht gegen soziale und kulturelle Leistungen für die einheimische Bevölkerung ausspielen sollten. Und die vom SSW geforderte bedingungslose Jobgarantie für Absolventen des Friesischen darf nach unserer Überzeugung nicht dazu führen, dass wir Qualitätsstandards gänzlich missachten. Ich bin dem SSW dennoch für diesen Antrag dankbar, weil er den Ansatz des Handlungsplans Sprachenpolitik aufgreift und weitergehende Vorschläge zur Umsetzung macht. Der Schutz und die Förderung der Regional- und Minderheitensprachen ist für uns Verfassungsauftrag. Dazu haben wir uns auch mit der Unterzeichnung der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen verpflichtet. Es ist richtig, daran weiter zu arbeiten und die Förderung der Sprache auch neuen Gegebenheiten, wie der Digitalisierung, anzupassen. Der Antrag stellt eine gute Diskussionsgrundlage für unsere Beratungen dar. Ich beantrage deshalb, den Antrag federführend dem Bildungsausschuss und mitberatend dem Europaausschuss zu überweisen. Lassen Sie uns in den Ausschüssen  gemeinsam nach Wegen suchen, dem Friesischunterricht an unseren Schulen im Einzugsbereich der friesischen Minderheit stärkeres Gewicht zu verschaffen.“