Die Tafeln. Gut, dass wir sie haben- aber ganz schlecht, dass wir sie brauchen.

Normalerweise besuche ich in der letzten Ferienwoche zum Schulbeginn die Wochenmärkte im Kreis.

Dieses Jahr habe ich aufgrund der aktuellen Situation in Begleitung der örtlichen SPD-Vertreter alle „Tafeln“ im Kreis Schleswig- Flensburg in Kropp, Schleswig, Süderbrarup, Sörup und Kappeln besucht. Es war zwar nicht das erste Mal, aber ich war wieder tief beeindruckt mit wieviel Engagement und Zeit die Mitarbeitenden sich ehrenamtlich einbringen.

Die Grundidee der Tafeln ist es, der Lebensmittelvernichtung entgegenzuwirken und Produkte, die sonst im Abfall landen würden, an Menschen zu verteilen, die nur wenig Geld haben.  Mittlerweile aber kümmern sich die Tafeln um die Grundversorgung viel zu vieler Menschen, die es ohne Tafeln wegen der steigenden Preise nicht schaffen würden.

Die Zahl der Kunden ist in den letzten Jahren auch ohne Geflüchtete stark gestiegen. Immer mehr Menschen können sich notwendige Lebensmitteleinkäufe nicht mehr leisten. Da ist die Alleinerziehende genauso betroffen wie viele alleinstehende Rentnerinnen und Rentner und Menschen die arbeitslos sind oder in Teilzeit arbeiten. Die Tafeln im Kreis versorgen zurzeit rund 800 Haushalte. Sehr viel mehr wären berechtigt, möchten das Angebot aber oft aus Scham nicht nutzen.  Supermärkte, Bäckereien aber auch regionale Erzeuger und Produzenten spenden Lebensmittel an die Tafeln. Man ist dankbar für jede Spende auch für die Geldspenden.

Da die Supermärkte jedoch selbst immer weniger bestellen und auch die Haftungsfrage bei Frischeprodukten ungeklärt ist, gehen besonders die Spenden der großen Einzelhandelsketten zurück. Die Tafeln stehen unter Druck – mehr Kunden bei gleichzeitig geringer werdenden Sachspenden. In Frankreich dürfen keine Lebensmittel vernichtet werden und die Konzerne sind verpflichtet, abzugeben. Das könnte eine Lösung sein.

Die steigenden Energiekosten machen den Mitarbeitenden Sorge.

Das Sozialministerium hat zwar ein Förderprogramm von 500.000€ eröffnet, diese Leistungen können laut Richtlinie aber „nur für Maßnahmen gewährt werden, die der Versorgung ukrainischer Schutzsuchender dienen.“ Ich halte es für absolut falsch zwischen Geflüchteten aus der Ukraine und Geflüchteten aus anderen Ländern sowie Deutschen zu unterscheiden. Es ist doch egal, wo die Menschen herkommen, sie brauchen die Hilfe der Tafeln.

Der eigentliche Skandal ist es jedoch, dass viel zu viele Menschen die Unterstützung der Tafeln benötigen – darunter auch viele Familien mit Kindern. In einem guten Sozialstaat sollten Tafeln eigentlich überflüssig sein, bzw. ihrer Grundidee folgen und der Lebensmittel Verschwendung entgegenzuwirken.

Zudem musste ich mit erschrecken feststellen, dass es noch immer Menschen gebe, die Ihre Rechte in Bezug auf Sozialleistungen, die Ihnen zustehen, nicht kennen. Wenn Menschen mit einer kleinen Rente nicht bewusst ist, dass sie Anspruch auf Grundsicherung haben, um ihr Einkommen aufzustocken, ist das mehr als problematisch. Hier müssen Lösungen gefunden, die es ermöglicht Menschen beispielsweise bereits bei der Zustellung des Rentenbescheids über diese Leistungen zu informieren.

Es ist weiterhin gut die Tafeln zu haben, schlecht allerdings, dass wir sie brauchen. Ziel einer sozial gerechten Politik muss es sein, die Menschen mit den nötigen finanziellen Mitteln auszustatten, damit der Gang zur Tafel nicht mehr notwendig ist. So muss das Bürgergeld, das im nächsten Jahr kommt, mit den entsprechenden Regelsätze der Situation angepasst sein.

Eine andere große Sorge der Mitarbeitenden der Tafeln ist der fehlende Nachwuchs. Wer Lust und Zeit hat kann sich als Fahrer, im Lager, beim Aufbau oder bei der Ausgabe engagieren.

Ich bedanke mich jedenfalls herzlich für die aktuellen Einblicke, in diese so wichtige Arbeit und für das hohe Engagement der ehrenamtlich Mitarbeitenden.